(aus gegebenem Anlass)

Dieser Parade blog wurde von uns speziell mit der Intention eingerichtet unterschiedliche Auffassungen und Strategien über die Präsentation und Repräsentation der eingeladenen Musikgruppen und “fremder” Kulturen generell deutlicher zu machen und zu diskutieren.

In der öffentlichen Ankündigung, Wahrnehmung und Reflexion dieser “Musik aus allen Himmelsrichtungen” soll bewusst eine kolonialistische Zur-Schau-Stellung und voreilige Schubladisierung a la Weltmusik vermieden werden. Es geht bei der Parade gerade nicht um die “exotische” Herkunft dieser Musik, die wir weder in vorkolonialen Stammeskulturen noch in einer fernen, dörflichen Idylle verortet sehen.

Es geht bei der Parade um das Zusammentreffen und eventuell auch das Zusammenspiel sehr verschiedener Spielarten von Musik, um ein musikalisches Experiment, also um eine besondere Hörerfahrung. Wie im Konzept dargelegt: “This is not about remote places of origin or exotic extravagance. What matters is the commingling of and the synergies created by fascinating worlds of sound: welcome to new sounds and new acoustic experiences, free of barriers.”

Deshalb zeigen unsere Bilder die MusikerInnen oft in Alltagskleidung und nicht klischeemäßig aufgemascherlt. Einige Ensembles der Parade sind sogar speziell für Linz09, also keineswegs “authentisch”, sondern irgendwie hybrid zusammengesetzt, wie u.a. die Musikgruppe der Tonga von beiden Ufern des Karibasees. Damit werden nicht nur symbolisch die geografischen Grenzen zwischen Simbabwe und Sambia überschritten. Die Tonga sind übrigens auch schon lange kein Stamm mehr, wie das oft ungebrochen gerade afrikanischen Völkern von außen zugeschrieben wird, sondern eine Bevölkerungsgruppe mit einer durchaus dynamischen Kultur im Kontext von zwei grundverschiedenen, postkolonialen Staatsgebilden.

Umgekehrt haben wir aus der Schweiz und Österreich auch bewusst keine Umtata-Bierzeltmusik (”a traditional Austrian oom-pah band”) eingeladen, sondern Blasmusik, also “brass music” vom Feinsten.

Es würde uns freuen, wenn der Parade blog eine durchaus kontroverse Diskussion über diese Fragen fördern und auch der Kritik offene GesprächspartnerInnen finden würde.

Peter + Anna Kuthan